Adopt, don't shop.
Das Tierheim Berlin ist das größte in Europa und ein Ort voller Hingabe für Tiere in Not. Jedes Jahr finden hier Tausende von Vierbeinern ein vorübergehendes Zuhause, bis sie von liebevollen Familien adoptiert werden.
Gemeinsam mit dem Tierheim Berlin möchten wir dir zeigen, warum es sich lohnt, einem Tier aus dem Tierschutz eine Chance zu geben und gleichzeitig über wichtige Themen wie Vorsorge und Absicherung sprechen.
Im Interview mit Julia vom Tierheim Berlin werfen wir einen Blick hinter die Kulissen und sprechen über Herausforderungen, Erfolge und die Bedeutung von Partnerschaften wie unserer.
Bildrechte: Lebenspuzzle Fotografie/Tierschutzverein Berlin
Wie sieht euer Alltag im Tierheim aus? Was sind die größten Herausforderungen bei der Versorgung so vieler Tiere?
Der Tierheim Alltag besteht vor allem aus ganz viel Routine. Um täglich unsere rund 1.300 Tiere zu versorgen, ist ein eingespielter Tagesablauf besonders wichtig. Denn obwohl über 150 ausgebildete Tierpfleger:innen im Tierheim arbeiten, leisten unsere Ehrenamtlichen bis zu 1200 Wochenstunden zusätzlicher Hilfe.
Neben der Pflege ist auch die medizinische Versorgung der Tiere fester Bestandteil des Tierheim Alltags. Gesundheits-Check bei Neuankömmlingen, Routineuntersuchungen und Operationen bei den Schützlingen vor Ort sowie die Behandlungen bereits vermittelter Tiere – unser mehr als 20-köpfiges Praxis Team hat alle Hände voll zu tun.
Die größte Herausforderung bei Allem ist und bleibt die Finanzierung. Entgegen der Annahme vieler, wird das Tierheim Berlin fast ausschließlich durch Spenden unterhalten. Die Kosten für Futter, Instandhaltung, Energie, Gehälter und vieles mehr belaufen sich auf 13 Millionen Euro Fixkosten jedes Jahr.
Welche Vorurteile begegnen euch gegenüber Tierheimtieren, und wie schafft ihr es, diese aufzuklären?
Gängige Vorurteile wären die, dass wir nur schwervermittelbare Hunde haben oder keine Rasse- und Jungtiere im Tierheim zu finden sind. Das stimmt so natürlich nicht.
Andere Vorurteile bestehen vor allem gegenüber Haltungsbedingungen und Ansprüchen der verschiedenen Haustierarten. Im Kleintierbereich steht neben Vermittlungen sehr viel Aufklärungsarbeit auf der Tagesordnung. Ein Leben im Käfig und ein Napf voll Trockenfutter sind eben keine artgerechte Haltung.
Vorurteile gibt es aber auch zu unserer Arbeit selbst. Wir werden oft dafür kritisiert, zu strenge Vermittlungsauflagen zu haben. Das ist meistens eine eher subjektive Wahrnehmung. Es gibt ein paar Voraussetzungen, die potenzielle Adoptanten erfüllen müssen. Größtenteils entscheiden wir bei der Vermittlung aber ganz individuell nach den Bedürfnissen des Tieres. Nur rund 3 Prozent unserer vermittelten Tiere kommen aufgrund dieser Standards wieder zu uns zurück – eine wahnsinnig gute Zahl!
Gibt es eine besondere Geschichte von einem Tier, das bei euch war, die dir besonders am Herzen liegt?
Oha, da gibt es so viele. Bei den vermittelten Tieren ist es vielleicht Jackie. Ein Staffi Mischling, der im vergangenen Jahr sein neues Zuhause gefunden hat. Eine gute Woche lang hat sein Frauchen im Wohnmobil auf dem Tierheim Parkplatz geschlafen, um ihn bestmöglich kennenzulernen und ihm so den Umzug nach NRW zu erleichtern. Ein absolutes Traumbeispiel an Hingabe und Tierliebe.
Aber jeder hier hat auch ein Tier, das ihm ganz besonders am Herzen liegt. Bei mir ist das Diva. Eine Staffi Dame, bei der es mit der Vermittlung partout nicht klappen will, obwohl sie nicht besonders schwierig ist. Sie hat schon einen kleinen Fanclub, der einfach alles für sie tut – Dreh mit Felix Lobrecht, Spendenübergabe mit der Berliner Zeitung, Print auf unserem Tierheim Weihnachts-Pulli. Für Sie MUSS es einfach das richtige Zuhause geben! Sie hat es so verdient.
Staffi Dame Diva.
Ihr habt eine eigene Tierarztpraxis im Tierheim. Wie wichtig ist diese für euch, und wer übernimmt die Kosten für die medizinische Versorgung?
Die Praxis ist für die tägliche Versorgung unserer Tiere enorm wichtig. Die Behandlungen extern durchführen zu lassen, ist bei der Größe unseres Tierheims gar nicht realistisch. Fundtiere, Abgabetiere, behördlich sichergestellte Tiere - sie alle werden medizinisch durchgecheckt, bevor sie in die Tierhäuser zur Vermittlung gehen. Alle aktuellen Schützlinge werden dort behandelt und auch bereits vermittelte Tiere. Denn chronisch erkrankte Tiere behandeln wir auch nach der Vermittlung weiter.
Darüber hinaus ist die Tierarztpraxis auch wichtiger Bestandteil unserer Arbeit als Tierschutzverein. Als dieser kümmern wir uns um die schätzungsweise 10.000 Berliner Straßenkatzen. Jedes Jahr kastrieren wir über 1000 freilebende Katzen, um die Population einigermaßen unter Kontrolle zu halten und so das Leid der Katzen zu lindern.
Die Kosten dafür - also Behandlung, Medikamente und medizinische Geräte tragen wir komplett selbst.

Was denkst du über Tierversicherungen? Siehst du sie als sinnvoll für neue Tierhalter, die ein Tier aus dem Tierheim adoptieren?
Gemessen daran, wie viele Tiere bei uns abgegeben oder ausgesetzt werden, weil Halter:innen die medizinische Versorgung ihrer Tiere nicht bezahlen können oder wollen, ist eine Versicherung für kein Tier verkehrt. Wir beobachten besonders bei Rassetieren, dass Krankheiten oder die Anfälligkeit für bestimmte medizinische Probleme zugunsten einer niedlicheren Optik von Züchtern in Kauf genommen werden. Sie leiden oft schon in jungem Alter. Potenzielle Halter sollten da dringend über eine Versicherung nachdenken. Besser wäre natürlich Schönheitsideale schon bei der Zucht und Kaufentscheidung in Frage zu stellen und so das Leid im Voraus zu vermeiden.
Bei Tieren aus dem Tierheim kann es dementsprechend auch nicht schaden. Da hier des Öfteren schon Vorerkrankungen vorhanden sind, bietet sich ein Versicherungsvergleich besonders an.
Was ist der Hintergrund eurer Kooperation mit tierversicherungenvergleiche.de und wie profitieren Tierhalter davon?
Wir bekommen schon seit Längerem Feedback von unseren Tierpfleger:innen, dass ihnen die Frage „Ob sich eine Tierkrankenversicherung lohnt“ immer häufiger gestellt wird. Nun wollen wir als Verein, aber auch allgemein keine pauschalen Empfehlungen aussprechen, deshalb ist es für uns eine gute Gelegenheit, Interessenten etwas zu dem Thema an die Hand zu geben. Von Wissen profitieren wir am Ende alle und von gut informierten Adoptanten ohnehin.
Kostenloser Tarifrechner für Tierkrankenversicherungen.
Welche Tipps würdest du jemandem geben, der überlegt, ein Tier aus dem Tierheim zu adoptieren?
In erster Linie würde ich allen ans Herz legen, sich Zeit zu nehmen. Wir haben schon sehr viele Tiere, aber das heißt nicht, dass wir immer gleich für jeden das richtige Tier „parat“ haben. Viele kommen mit der Einstellung „jetzt wollen wir ein Haustier haben“ und dann muss alles sofort sein. Das ist so eine Onlineshopping Mentalität, für die die Leute vielleicht gar nichts können. Aber mit einem Haustier geht man eine Beziehung ein, das muss auch passen. Also lieber mehr Zeit lassen, auf das richtige Tier warten und nicht gleich nach einem erfolglosen Besuch bei uns die Suche aufgeben und zum Züchter gehen.
Oder sie versteifen sich auf einen bestimmten Hund, weil sie ihn vorab schon auf unserer Website gesehen haben. Dabei ist es bei uns das Beste, sich von den Tierpfleger:innen einfach mal beraten zu lassen. Die Kolleg:innen haben ein wahnsinnig gutes Gespür für Menschen und kennen ihre Tiere logischerweise sehr gut. Wenn sie einem sagen, dass ein Tier passt, dann kann man sich auch bedenkenlos drauf verlassen.

Wie können Menschen euch und das Tierheim unterstützen – sei es durch Spenden, ehrenamtliche Arbeit oder andere Hilfe?
Insbesondere weil wir so sehr auf Hilfe angewiesen sind, ist das auf sehr vielen Wegen möglich. Man kann Geld spenden, Zeit spenden und Sachen spenden. Vom Ehrenamt, über Tierbedarf bis hin zu Unternehmenskooperationen versuchen wir alles möglich zu machen, was unsere Arbeit unterstützt und somit dem Tieren hilft. Auf unserer Website ist alles sehr gut und umfangreich beschrieben. Und falls jemand eine besondere Idee hat oder einfach Fragen zu etwas, kann man sich jederzeit telefonisch oder per E-Mail an uns wenden.

Wenn du dir etwas für die Zukunft des Tierheims wünschen könntest, was wäre das?
Was ich mir wünsche? Das sich alle Berlinerinnen und Berliner mehr mit dem Tierheim und dem Tierschutzverein verbunden fühlen. Nach dem Motto „wenn jede:r so viel gibt, wie er/sie kann“ kommen wir bestimmt gut über die Runden. Davon abgesehen, dass sich die ganze Situation so verändern würde. Die Aufgaben, die wir im Tierheim und Verein übernehmen, wurden ja nicht von den Tieren geschaffen – sie werden von Menschen verursacht. Demnach wäre es schön, wenn sich jede:r dieser Verantwortung ein Stück weit annehmen könnte.
Fakten zum Tierheim Berlin
Das Tierheim Berlin verfügt über 6 Hundehäuser, 4 Katzenhäuser, 2 Taubenhäuser, 2 Schildkrötenteiche. Zusätzlich je ein Kleintier-, Vogel- und Exotenhaus sowie ein Tierschutz-Bauernhof & ein Katzenfreigehege.
Nicht zu vergessen: Eine eigene Tierarztpraxis mit Krankenstation für Hund & Katze.
👩🏻‍⚕️ Die Mitarbeiter
Über 190 festangestellte Mitarbeiter und weitere 400 Ehrenamtliche sorgen jeden Tag für das Wohl der Tiere.
🐕 Die Tiere
Es befinden sich über 1300 Tiere in der täglichen Betreuung. Jährlich werden im Schnitt 2700 Tiere vermittelt.
🛣️ Das Gelände
Die Gesamtfläche des Tierheims Berlin beläuft sich auf über 160.000 Quadratmeter.
💰 Die Kosten
Die Fixkosten des Tierheims Berlin betragen mehr als 13Mio€ pro Jahr.
Vielen Dank Julia!
Du denkst darüber nach, ein Tier aus dem Tierheim zu adoptieren und willst noch mehr über das Tierheim Berlin erfahren?
Dann kontaktiere Julia um zu spenden oder ihr Team, um mehr über die Tiere vor Ort zu erfahren..
Toska Holtz
Für Fragen zum Tierheim oder zu Adoptionen.
Julia Helbig
Fundraising

Erfahrungen ausgewählter Experten